FRANK BLICKT ZURÜCK UND NACH VORNE IN DER BIERWELT

In meiner letzten Prognose habe ich angedeutet, dass ich für Mister Hop ein großes Wachstum im Jahr 2020 erwarte. Aber ich hätte nie zu sagen gewagt, dass sie so groß werden würde, wie sie jetzt ist.

Viele neue Kolleginnen und Kollegen sind zu uns gestoßen, und heute kümmern wir uns in mehreren Schichten pro Tag um die Bearbeitung aller Pakete, die Bestandskontrolle und den Kundenservice. Dieses Wachstum hat dazu geführt, dass unsere Räumlichkeiten mehr oder weniger aus allen Nähten platzen, aber wir setzen nach wie vor auf Schnelligkeit, Qualität, gute Technik, persönlichen Service und gute Beratung.

Ich sagte mir, dass ich mehr von den Bieren trinken möchte, die ich wirklich mag, und weniger, weil ich etwas probieren muss. Das hat sich bewährt. Ich selbst habe aufgehört, Untappd zu benutzen, was mir eine Menge Freiheit beim Trinken gibt.

Ich stelle fest, dass Untappd immer noch stark wächst, weil viele Kunden unseren Untappd-Link nutzen. Das wird auch oft in unserem Bierpaket-Generator verwendet. Aber diese Pakete hatte ich nicht richtig vorhergesagt; die Anzahl der vorgefertigten Pakete, die jetzt täglich bestellt werden, ist beispiellos. Sowohl über den Bierpaket-Generator als auch über die Seite Bierpakete sind sie sehr gefragt. Bei uns musst du nicht unbedingt herausfinden oder darüber nachdenken, welche Biere zu dir passen. Aber das macht nichts, denn darin sind wir natürlich sehr gut.

Im März 2020 werden alle Kneipen und Restaurants in den Niederlanden geschlossen. Am ersten Tag haben wir sofort einen Anstieg der Bestellungen bemerkt. Als Einkäufer wusste ich nicht, woher ich das Bier bekommen sollte, denn alle erwarteten, dass der Markt zusammenbrechen würde, weil die Gastronomie keine Produkte mehr kaufen würde. Viele Brauereien von Spezialbieren haben sich entschieden, schnell viel Bier zu verkaufen und dann eine Weile nicht zu brauen. Bis sie merkten, dass in den Läden und Webshops plötzlich sehr viel los war.

Persönlich finde ich es natürlich sehr schade, dass das Gastgewerbe geschlossen wurde, denn ich selbst habe jahrelang mit großer Freude und viel Elan im Gastgewerbe gearbeitet. Und selbst auf der anderen Seite der Bar wusste ich, wie ich den Zapfhahn finde. Jetzt hatte ich auf einmal überhaupt keine Zeit mehr, darüber nachzudenken, ob ich in den Pub gehen sollte.

Es gab auch viele Initiativen, um das Gastgewerbe auf Trab zu halten. Oft organisierten sie selbst Online-Verkostungen, aber auch viele Geschäfte und Organisationen schnürten Pakete, deren Erlös an bedürftige Brauereien oder Gastronomiebetriebe ging.

Natürlich haben wir auch versucht, die lokale Horeca zu unterstützen. Wir haben einen Teil des Lagerbestands einer örtlichen Kneipe übernommen, damit sie keine unnötigen Vorräte mit sich führen mussten und im Gegenzug füllten sie ihr offenes Fassbier mit Flaschen auf, die wir kostenlos in unseren Paketen mitschicken konnten.

Auch Lieferanten und Brauereien hatten eine ähnliche Idee: Growler/Crowler. Die Fässer mit Bier, die nicht mehr an die Gastronomie verkauft werden konnten, wurden mit Dosen gefüllt, die frisch getrunken werden mussten. Zum Glück waren diese sehr beliebt (und hielten sich oft viel länger als die sorgfältig angegebenen zwei Wochen). Das eröffnete plötzlich den Zugang zu Bieren, die eigentlich nicht in Dosen, sondern nur in Fässern erhältlich waren. Eine schöne Entwicklung. 

Zu unserem Bedauern mussten nicht nur die Kneipe und das Restaurant schließen, sondern wir waren auch gezwungen, unseren Laden für die Kunden zu schließen. Mit der begrenzten Anzahl an Quadratmetern, die uns zur Verfügung stehen, können wir den Abstand zwischen unseren Mitarbeitern, die die Online-Bestellungen im Laden abholen, und unseren Besuchern nicht mehr garantieren. Deshalb haben wir beschlossen, nur noch für Abholungen (an der Tür) und Online-Bestellungen geöffnet zu sein.

Als der Laden im Mai wiedereröffnet wurde, blieben unsere Kunden vor Ort. In den folgenden Monaten war ein leichter Rückgang zu verzeichnen, aber das Auftragsvolumen blieb enorm. Eine Marktverschiebung schien Wirklichkeit geworden zu sein. Die Menschen hatten erkannt, dass es auch zu Hause sehr angenehm sein kann, ein leckeres Bier zu trinken. Und auch zu Hause kannst du eine Reihe von Leuten empfangen, mit denen du eine gute Zeit verbringen kannst.

Die Nachfrage nach Bierverkostungen und vorgefertigten Paketen wuchs. Die Menschen mussten in Bezug auf Geschmack und Erfahrung herausgefordert bleiben. Um dieser Nachfrage gerecht zu werden, haben wir beschlossen, unsere Bierpakete zu erweitern, aber wir wollen auch, dass die Leute weiterhin einzelne Biere bestellen können. 

Was mir im Jahr 2020 auffiel, war, dass die relativen Verkäufe von IPA und Stout einen deutlichen Anstieg verzeichneten. Das scheinen die Stile zu sein, die die breite Öffentlichkeit immer mehr kennenlernt und auf die sie neugierig ist. Was mir jedoch auffiel, war, dass sowohl beim Stout als auch beim IPA die klassischen Stile weniger gefragt waren und die "modernere", d.h. die süße Variante, überwogen hat. Viele Biere beider Stile sind mit Laktose angereichert, was den Bieren ein dickeres Mundgefühl und einen süßeren, längeren Nachgeschmack verleiht. Das macht das Bier tatsächlich zugänglicher (außer für Laktoseintolerante und Veganer natürlich).

Immer beliebter wird auch Black IPA, das mehr oder weniger eine Mischung aus IPA und Stout ist. Obwohl er nicht oft gebraut wird, ist er immer recht schnell ausverkauft.

Was den Alkoholgehalt angeht, sehe ich auch einen Trend: je höher, desto besser, natürlich bis zu einer gewissen Grenze. Während es vor ein paar Jahren noch eine große Nachfrage nach alkoholarme Biersorten gab, habe ich im letzten Jahr vor allem eine Nachfrage nach den stärkeren Bieren gesehen. Tripels liefen schneller als die normalen blonden Biere, schwere Stouts wurden mehr verkauft als leichte Stouts und DIPAs/TIPAs/QIPAs dominierten den Verkauf in der IPA-Welt. Könnte das daran liegen, dass wir alle zu Hause bei COVID-19 saßen und unsere Einsamkeit ertränkt haben? Oder hat es wieder etwas mit der breiteren Geschmackserfahrung dieser Stile zu tun?

Tripel ist auch ein Stil, der sich letztes Jahr gut verkauft hat. Das ganze Jahr über eine absolute Konstante. Sowohl lokal gebraute Tripel als auch solche von größeren Brauereien waren sehr gefragt. Und auch hier können die Geschmäcker sehr breit gefächert sein. Von hauptsächlich weichen, süßen, zugänglichen Aromen über unglaublich tiefe und runde Noten bis hin zu den besonderen Zusätzen. 

Alles über Tripels

Trappisten hingegen wurden deutlich weniger verkauft. Ende des Jahres hob Achel seinen Trappistenstatus auf, wodurch diese Trappisten noch "seltener" wurden. Bei allen Trappistenstilen war ein relativer Rückgang zu verzeichnen, mit zwei Ausnahmen: Westvleteren und neu hinzugekommene Trappisten. Die Nachfrage nach diesen neuen Trappistenbieren war kurzzeitig enorm, wie im Fall von Tynt Meadow, ging dann aber wieder stark zurück. 

Alles über Trappisten.

Quadruple und Barleywine waren auch zwei Konstanten. Zumindest in den logischen Perioden mit kälteren Temperaturen. Diese Stile scheinen wirklich die Wärme zu bringen, nach der die Menschen suchen. Der Verkauf dieser Produkte ist das ganze Jahr über auf einem guten Niveau, mit deutlichen Spitzen im Herbst und Winter.

Alles über Quadrupel.

Alles über Gerstenweine.

Apropos Herbst und Winter: Der Herbstbock hatte dieses Jahr wieder ein großes Revival. Ich vermute, dass die Leute früher vor allem im Hotel- und Gaststättengewerbe Autumn Bocks getrunken haben, während sie sie jetzt gerne zu Hause probieren würden. Sie wurden auch oft in großen Mengen bestellt, wahrscheinlich für Verkostungen. Eine schöne Entwicklung, wie wir finden, denn die Brauer stehen in ihrer Entwicklung nicht still und es werden immer mehr leckere Herbstbocks gebraut. 

Saure Biere und Saison sind nach wie vor die am meisten unterschätzten Biere in der Bierwelt. Während der absolute Snob (und auch der Möchtegern-Snob) diese Stile wählen wird, hat die breite Öffentlichkeit sie noch nicht gefunden. Da ich ein ziemlicher Bier-Snob bin, kann ich sie gut einschätzen und benutze sie regelmäßig, aber es ist die Abwechslung mit anderen Stilen, die das beste Erlebnis bietet. Saures Bier bricht die Geschmacksknospen für einen Moment auf, wenn du gerade ein sehr leckeres Bier getrunken hast, das in deinem Mund verweilt. Sehr gut geeignet für den Verzehr zwischen den Verkostungen. 

Alles über saure Biere.

Alles über Saisonbiere.

Die Trends für 2021 sind schwer abzuschätzen, weil das letzte Jahr so ungewöhnlich war. Der Horeca-Markt wird sich wieder öffnen, auch wenn er vielleicht nur teilweise oder eingeschränkt geöffnet ist. Das wird sicherlich zu einem Rückgang im Vergleich zum letzten Jahr führen, aber aufgrund des enormen Anstiegs der Zahl der Neukunden, die immer wieder kommen, hoffe und erwarte ich, dass sich der "Schaden" für uns in Grenzen halten wird.

Genau wie im letzten Jahr hoffe ich, dass die Saison wieder ansteigt. Letztes Jahr habe ich selbst eine Saison mit Sabro-Hopfen getrunken. Die tropischen Noten hinter einer würzigen Basis haben mir sehr gut gefallen. Ein trockener und würziger Durstlöscher mit tropischen Noten und einem Hauch von Kokosnuss.

Ich schließe mich auch den allgemeinen Erwartungen an: mehr Hazy IPAs, Lactose-Stouts und kräftige Tripels. Zugängliche Geschmacksrichtungen werden sich durchsetzen, weil mehr Menschen ihre Biere zu Hause trinken als in den vergangenen Jahren. Sie haben herausgefunden, dass man die Erfahrung der Horeca auch zu Hause machen kann, solange man sich vorher ausreichend informiert. Und schließlich werden Dosen endlich die Flaschen ersetzen. Qualitätsverluste sind mit den heutigen Techniken kein Thema mehr. Es ist einfacher, sicherer, billiger und umweltfreundlicher zu transportieren und zu produzieren. Und die Menschen haben sich schon daran gewöhnt.