BEEINFLUSST DIE UMGEBUNG DEINEN GESCHMACK?

Bier wird fast überall auf der Welt getrunken, egal ob man es Ale, Bier, Pivo, Cerveza, Birra oder ÖI nennt. Sogar in der Antarktis wurde schon Bier gebraut. Da du dich auf unserer Website befindest, stehen die Chancen also gut, dass du auf einer Reise ein lokales Bier getrunken hast, das du in den Geschäften in den Niederlanden nicht finden kannst. Die Wahrscheinlichkeit ist auch groß, dass dir das Bier geschmeckt hat. So gut, dass du eine ganze Kiste davon gekauft hast, um es deinen Freunden zu zeigen und es selbst zu genießen.

Du hast eine Gruppe von Freunden zu dir nach Hause eingeladen. Du erzählst all die wilden Geschichten deines Urlaubs, um mit dem Höhepunkt zu enden: dem lokalen Bier. Du hast dafür gesorgt, dass die Biere genau die gleiche Temperatur haben wie beim ersten Mal, und mit der passenden Hintergrundmusik versuchst du, die gleiche Atmosphäre zu schaffen. Auch an die richtigen Snacks hast du gedacht, so dass dem euphorischen Moment nichts mehr im Wege steht: der Verkostung.

Die Biere werden geöffnet und schon steigen dir die ersten Aromen in die Nase. Du schenkst die Biere richtig ein. Das Etikett ist das gleiche wie auf deiner Reise, die Temperatur ist genau richtig, dein Glas ist makellos und doch fühlt es sich nicht gleich an.
Der Geruch, den du jetzt wahrnimmst, ist nicht so frisch wie beim ersten Mal, die Farbe ist nicht so ausgeprägt und sogar das Geräusch, das du beim Öffnen des Biers hörst, klingt dumpfer als im Urlaub. Das Bier, das du während deines Urlaubs zu den besten Bieren gezählt hast, die du je getrunken hast, enttäuscht dich jetzt sehr. Du schaust deine anwesenden Freunde an, werden sie ehrlich sein oder werden sie das Bier genauso erleben wie du im Urlaub?

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Fast jeder Biertrinker hat so etwas schon erlebt. Ein Bier, das du zum ersten Mal probiert hast und an das du dich gerne erinnerst. Du hast ein helles Bier neben dem Kolosseum getrunken, als du gerade den Rom-Marathon gelaufen bist. Das saure Bier, das du getrunken hast, als du auf einem Bierfest mit dem Brauer gesprochen hast. Oder das schlammige Stout, das du mit ein paar Freunden bei einem lustigen Wochenende getrunken hast. Wenn du dieses eine Bier noch einmal trinkst, in einer anderen Umgebung, mit anderen Leuten und in einem ganz anderen Ambiente, kann es ganz anders schmecken.

Das kann übrigens auch andersherum funktionieren. Ich persönlich finde zum Beispiel das weltberühmte holländische Bier ungenießbar. Aber wenn ich es auf einem Festival in einen Plastikbecher geschüttet bekomme, ist es plötzlich eines der besten Biere der Welt. Wenn ich eine Woche später einen Freund besuche und er nur das gleiche Bier im Haus hat, ziehe ich ein Glas Wasser vor.

Die Geschmacksqualität eines Bieres lässt sich also keinesfalls objektiv bestimmen. Deine eigene Wahrnehmung wird auch immer von vielen Seiten beeinflusst. Entweder ist es der Ort, an dem du gerade trinkst, die Leute, mit denen du zusammen bist, wie viel Bier du an diesem Tag schon getrunken hast, die Temperatur des Biers, wie deine Woche verlaufen ist, was du vorher über das Bier gehört hast. Wirklich jeder Hauch von frischer Luft kann das Erlebnis eines bestimmten Biers verändern. Und das ist auch gut so.

Schließlich solltest du nicht daran denken, all diese leckeren Biere in einer sterilen Umgebung zu trinken. Dass du in einem weißen, schalldichten Raum sitzt und das Bier buchstäblich deinen Schlund hinunterfließen hörst. Dass du kein Bier außerhalb dieses Raumes trinken darfst und dass auch dein geistiger Zustand bei jedem neuen Bier genau derselbe sein muss. Dann wäre der Spaß am Trinken sowieso vorbei. 

Schließlich verleiht Reibung Glanz, und ohne Unvollkommenheit kann es keine Perfektion geben. Der Kabarettist Tim Fransen sieht das zum Beispiel bei holländischen Tomaten, die in einem "perfekt klimatisierten Raum" im Westland angebaut werden. Aber die Tomaten, die du in deinem Urlaub in einer Mittelmeerregion isst, schmecken tausendmal besser. Gerade wegen der Tiere und der Wetterbedingungen, unter denen die Tomaten wachsen.
Ich übertrage das gerne auf die Erfahrung mit Bieren: Wo ein bestimmtes Bier auf einem weißen Gartenstuhl in einem portugiesischen Restaurant perfekt schmeckt, kann es in deinem eigenen Wohnzimmer zu etwas werden, das du am liebsten wegspülen würdest.